Wer bin ich ?

Juli 2007

Wie fange an ? Am besten ganz am Anfang: also ich bin Ende des Jahres 1963 als männliches Wesen auf die Welt gekommen. Kindheit, Schule, Studium usw. will ich hier nicht beschreiben. Zuhause bin ich in Braunschweig, meinen Arbeitsplatz habe ich im EDV-Bereich bei einer nicht ganz kleinen öffentlichen Einrichtung in der Region.

Meine technischen Daten:

Größe  176 cm
Gewicht: ca. 74 kg (mal ein Kilo weniger aber auch mal zwei mehr)  :-) 
Schuhgröße: 44 - 45 - je nach Modell
  Ledig

 

Soweit so gut, es scheint alles "normal" zu sein.

Normal ? Auf den ersten Blick vielleicht. Aber halt, da war doch was: 1981, also vor langer Zeit - für mich die Zeit zwischen Schule und Studium -  ging es los. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll,  aber es war so ein "innerer Befehl". Aus dem "ab und zu mal probieren" der Röcke und Blusen meiner Mutter wurde mehr. Das "probieren" ging ja immer nur wenn die "Luft rein" war. Was dabei gedacht hatte ich mir dabei aber nicht. Jedenfalls fand es nur "schön". Nun aber ging mein Wunsch darüber hinaus: Ich mußte was eigenes haben, um jederzeit "Mädchen" sein zu können. Also legte ich mir einen Rock, Bluse, Nylonstrümpfe und einen BH zu. Die Beschaffung von Pumps war da schon etwas schwieriger, da ich relativ große Füße habe, aber das Problem habe ich damals auch irgendwie gelöst.

Tragen konnte ich die Sachen aber aus verständlichen Gründen meist nur nachts. Ein- zweimal die Woche habe ich mir den Wecker ("auf halb zwei") gestellt, die Sachen aus dem Versteck geholt und war zwei, drei Stunden mein Mädel – meine "Claudia". Mir ging es immer gut dabei. Dies hat sich über viele Jahre hingezogen. Ungeschminkt und ohne Perücke, aber ich war wenigstens von der Kleidung her mein "Mädel". In den ersten Jahren habe ich auch ab und zu eine Strumpfhose und einen BH unter meinen normalen Sachen getragen, damit ich wenigstens etwas von meinem "Mädel" bei mir hatte. Das mit dem BH klappte im Winter immer am besten, da ich da meist einen Pullover über dem Hemd getragen habe.

Als Name für mein Mädel stand von Anfang an und ohne zu überlegen "Claudia" fest. Wie ich dazu gekommen bin, weiß ich bis heute nicht, der Name war "einfach so" da. Ich hatte "Claudia" auf die Tüte geschrieben, in der ich die Kleidungsstücke versteckt hatte.

Es ist war geworden

In der ersten Zeit hatte ich zwischendurch mehrfach Gedanken wie "Ich kann doch keine Frauenkleidung anziehen !" oder "Ich bin irgendwie 'unnormal' oder 'plemplem'", denn was "das" ist und was in mir vorgeht wußte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich wuße nur eins: mir geht es gut dabei. Also tat ich es.

Seit Mitte der 1990er-Jahre - Internet sei Dank - kam dann endlich die Erleichterung. Ich konnte endlich erfahren, was "das" ist und das es nichts "schlimmes" ist. Ich war nicht krank, 'plemplem' oder pervers sondern war nur eine(r) von vielen, die hin und wieder mal "anders" sein müssen.

Ich weiß nicht wie ich es genauer beschreiben soll, seit Sommer 2003 begann dann eine neue Phase in der das nächtliche "Mädel sein" nicht mehr "genügte". Ich mußte mich auch schminken und wollte endlich einmal "ganz" und "wirklich" ein Mädchen, eine Frau sein. Das Schminken schwer ist, war mir ja bewußt, aber das es "so schwer" ist ? Das Ergebnis sah einfach furchtbar aus – mit so einer "Kriegsbemalung" hätte ich nicht mal zum Karneval gehen können. Auch nachdem ich eine "bessere" Schminkanleitung im Internet gefunden hatte, änderte sich daran nicht viel. Schminken ist also eine Kunst, die gelernt sein will. Der Frust darüber führte mich in eine Phase in der es mir innerlich gar nicht gut ging. Auch Magenschmerzen hatte ich.

Ende 2003 habe ich dann beim surfen im Internet mehr zufällig die Boutique "Transnormal" in Frankfurt entdeckt. "Das is'ses!" ging mir sofort durch den Kopf. Nur wie komme ich da "unbemerkt" hin ? Erst im Juli 2005, am 26. um genauer zu sein, hat's dann endlich geklappt. Ich hatte Urlaub genommen und war ein paar Tage ins Saarland gereist. Von dortaus bin ich dann an besagtem Tag morgens mit dem Zug  nach Frankfurt gefahren. Warum ich mir da aber nicht schon vorher eine Ausrede habe einfallen lassen, wissen wohl nur die Götter. Heute kann ich mich darüber jedenfalls nur wundern.

Nach einer netten Begrüßung von der Inhaberin Manuela Mock und der Auswahl passender Kleidung gings ans Schminken. Und nach einiger Zeit schaute mir meine "Claudia" aus dem Spiegel (s. Bild) in die Augen. Ich hatte mich erst gar nicht erkannt. Klar, ich war ja nicht ich, sondern "Claudia". Manuela hatte ein schönes Mädel aus mir gemacht.

Eines der anderen "Mädels" sagte dann zu mir, wenn ich jetzt nicht auch noch den Schritt nach draußen machen würde, würde ich den größten Fehler machen, den ich jetzt machen könnte. Sie sollte Recht behalten. Wir sind dann im Mainuferpark gewesen. Wow, war das ein Erlebnis, sowas hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Jetzt war klar, was für einen Fehler ich gemacht hätte, wäre ich nicht mit raus gegangen. 

Ich hatte endlich mein zweites Ich gefunden. "Claudia" war nun wirklich "geboren". Das hatte nun wirklich nichts mehr mit den nächtlichen Aktionen und dem "bunt anmalen" zu Hause zu tun. Dieser Tag war der großartigste Tag, den ich bisher in meinem Leben hatte. So ein Gefühl hatte ich bis dahin noch nicht erlebt.

Als ich abends dann wieder im Hotel in Saarbrücken angekommen war, bin ich aufs Bett gefallen und mußte erstmal richtig heulen. Vor Scham, vor Freude, vor was weiß ich nicht allem. Ich hatte bis dahin auch nicht gewußt, das weinen so gut tun kann. Am nächsten Morgen ging es mir richtig, aber wirklich richtig, gut. Endlich war der ganze "innere Druck" weg, ich weiß nicht wie es anders beschreiben soll. Ich habe mich auch gefragt warum mir "das" nicht schon früher passieren konnte.

Um keine Mißverständnissen aufkommen zu lassen: Als Fetisch habe ich das Tragen der Kleidung nie empfunden und nie empfinden können. Auch einen sexuellen Reiz habe ich beim Tragen der Kleidung nie gespürt. Wie ich heute das damalige Tragen von BH und Nylonstrümpfen einordnen soll weiß ich nicht. Mir ging und geht es nur darum, so normal wie möglich, eine weibliche Person als ganzes darzustellen und mich so normal wie möglich und seit 2005 ohne Aufsehen auch so in der Öffentlichkeit bewegen zu können. Unter "Wie ich mich sehe" steht mehr dazu.
Aber eins muß ich hier noch sagen, obwohl man soll sich ja nicht selbst loben soll: Ich bin Stolz auf mein "Mädel"!


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© Claudia K.