Outing bei meinem Bruder

Februar 2008

So wie ich mich Pfingsten  2006 bei bei  meinen Eltern geoutet hatte, hatte ich mich Mitte Januar 2008 auch bei meinem Bruder geoutet. Auch er sollte, er musste erfahren, was in mir vorgeht und das er eine schöne "Schwester" hat ... Ich konnte und wollte auch vor ihm keine Geheimnisse mehr haben.

Wie beim Outing bei meinen Eltern hatte ich einen Brief, der wieder länger als erwartet geworden war, und einige Bilder vorbereitet.  Ich hatte meinem Bruder gesagt, das ich mit ihm mal über was Wichtiges reden muß und hatte mich mit ihm abends zum Essen in einem Lokal verabredet. Zuhause bei mir wollte ich mich mit ihm nicht treffen, bei sich hätten wir vor seiner Familie keine Ruhe gehabt. So hatte ich mich für den "neutralen" Boden eines ruhigen Lokals entschieden.

Schon vor dem Essen war mein Bruder neugierig und fragte, was denn so wichtig sei. Also gab ich ihm den Brief und er begann zu lesen ... Die Mappe mit den Bildern hatte ich noch zurückgehalten, denn er sollte erst bis zum Verweis im Text lesen. Bis das Essen kam, hatte er die ersten Abschnitte des Briefes schon gelesen und auch die Bilder angeschaut. So konnten wir während des Essens schon über "Claudia" reden und nach dem Essen haben wir noch lange weitergeredet.

Insgesamt war ich von der lockeren Haltung meines Bruders über "Claudia" überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet. Nun war ich auch dieses Problem los. Zum Schluß fragte mich mein Bruder, ob er seiner Frau davon erzählen dürfe, denn er könne, und wolle dies nicht für sich behalten. Das kannte ich ja schon "irgendwo her" ... Ich habe ihn dann aber gebeten, es seiner Frau nicht zu erzählen, und mir etwas Zeit zum Überlegen erbeten, denn wenn sie es erfahren soll, dann von mir selbst. Am nächsten Tag hatte ich mit meinen Bruder noch ein langes Telefongespräch.

So hatten wir uns ein paar Tage später abends bei ihm zu Hause verabredet. Die Kinder waren im Bett, so daß wir zu Dritt  - meine Schwägerin, mein Bruder und ich - Ruhe zum quatschen hatten. Ich zeigte meiner Schwägerin zunächst wortlos ein Bild von Claudia. Sie sah es sich eine Zeitlang an und meinte dann "Hübsch -  ich nehme mal an das bist Du, denn sonnst würdest Du ja nicht so ein Geheimnis machen ..." Danach gab ich Ihr auch den Brief zu lesen. Anschließend haben wir noch bis lange nach Mitternacht über Claudia geredet. Das Ergebnis kann ich kurz zusammenfassen: mein Bruder und meine Schwägerin fanden es gut und mutig, das ich ich soviel Vertrauen in sie setze. Sie könnten sich gut vorstellen, wie schwer es ist, "sowas" heimlich tun zu müssen ...

 

Was jetzt noch offen ist: Wie kann man den Kindern - meinen beiden Neffen (6 und 3 Jahre) - "Claudia"  näherbringen ? Ab wann sind die beiden alt - und reif genug - dafür ? Ich will vermeiden, daß es sie unnötig belastet, daß sie verstehen, das ihr Onkel ab und zu mal  ne' "Tante" ist und sie in der Schule sich nicht "verplappern". Denn das könnte durchaus zur Folge haben, die sie von den Mitschülern "aufgezogen" werden.

Beim letzten Elternsprechtag im Kindergarten hat mein Bruder die Kindergärtnerin mal (ohne Bezug auf mich) gefragt, wie und wann man "sowas" Kindern "beibringen" kann und ist dabei auf völlige Unverständnis gestoßen. Da zeigt sich mal wieder, das auch pädagogisch ausgebildete Menschen keine Ahnung von "sowas" haben. Wer hierzu einen Tipp oder eine Empfehlung hat, darf mir gern eine E-Mail senden.

 

 

 

 


Nachtrag

Inzwischen sind meine Schwägerin und mein Bruder bei der Familienberatung gewesen und haben sich beraten lassen, wie sie es den Kindern beibringen können.

Als Ergebnis kam heraus, daß es gut ist, die Kinder so früh wie möglich zu informieren. So war Ostern 2009 meine Premiere als "Tante Claudia" auch den Kindern gegenüber.


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© Claudia K.