Fragen und Gedanken

Hier habe ich ein paar Fragen, Antworten und Gedanken zusammengefaßt, die ich mir selbst gestellt habe oder die mir auch mal gestellt wurden.

 

Bin ich krank ?

Diese Frage hat mich lange beschäftigt. Aber erst Mitte der 1990er Jahre habe ich dank Internet erfahren, das Transvestismus keine "Krankheit", weder körperlich noch geistig ist und daher auch nicht "heilbar" ist. Man könne den Betroffenen nur dadurch helfen, das man ihnen das Leben im Wunschgeschlecht ermöglicht. Das ist aber einfacher gesagt als getan, besonders dann, wenn man es viele Jahre vor der eigenen Familie verheimlichen muß.

Richtig aufgelebt ist mein Mädel daher auch erst, nachdem ich das erste Mal in der Boutique Transnormal in Frankfurt war. Da habe ich erst gemerkt, was mir die ganzen Jahre gefehlt hat. Die zweite Barriere ist nach dem Outing bei meinen Eltern gebrochen, obwohl meine Mutter gut ein halbes Jahr gebraucht hat "das" zu verstehen und mir - vorsichtig ausgedrückt - etwas distanziert begegnet ist.

 

Willst Du eine "richtige Frau" werden ?

Bei dieser Frage bin ich mit mir selbst noch nicht im reinen. Ich kann mir diese Frage immer noch nicht 100%tig beantworten. Oder traue ich mich nur nicht, die Wahrheit zu erfahren ?

Unter Wie ich mich sehe habe ich im Abschnitt TV oder TS die Frage was ich bin, zwar mit "derzeit TV" beantwortet. Ich kann aber nicht sagen, ob das alle Zeit so bleibt.

Um die Frage zu beantworten habe ich im wesentlichen nur jeweils einen Aspekt für "Ja" bzw. "Nein".

  • "Ja"
    Als weibliche Person bin ich frei und fühle mich "sau wohl". So bin ich wirklich "Ich".  
  • "Nein"
    ein berufliches Umfeld. Meine direkten Kollegen würden es, da wäre ich mir sicher, mehr oder weniger verstehen, aber es zumindest "schlucken". Und der Rest würde sich die "Mäuler zerreissen". Damit meine ich, auch noch klarzukommen. Ich habe aber mit Kunden und externen Firmen zu tun. Hier sehe ich mein größtes Problem.
    Außerdem: würde insgesamt mein Arbeitgeber (öffentlicher Dienst) mich noch so einsetzen (technischer Bereich in der EDV) wie bisher - so als ob alles "normal" sei ? Es ist ja auch alles normal ... Rein rechtlich gesehen, wäre die Sache klar. Aber wie sähe es in der Wirklichkeit aus ?

Im privaten Umfeld würde ich, nachdem ich das Outing bei meinen Eltern nun schon einige Zeit hinter mir habe, keine Probleme sehen. Bleibt noch die "liebe alte Verwandtschaft" und die Nachbarn. 

Insgesamt denke ich aber, daß ich am inneren Wunsch nicht vorbei käme, denn ich habe es immer noch vor Augen wie schön es war, als mir das erste Mal mein Mädel aus dem Spiegel entgegen schaute und ich dann auch draußen war. Und der Aspekt für "Ja" wiegt schwerer als "Nein".

 

Meine Mutter und mein Outing

Warum hat meine Mutter nach dem Outing so ablehnend reagiert ? Warum änderte sich das nach einem guten halben Jahr, nachdem sie meine Kleidung gesehen hat ? 

Diese Frage läßt mich nicht los, ich habe zwar schon mal versucht, was in Erfahrung zu bringen, aber sie will darüber noch nicht mit mir reden. Habe ich mit meinem Outing doch einen Fehler gemacht und sie tut nur so, als ob jetzt alles klar ist ? Oder braucht sie noch Zeit ? 


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Was ich mir wünsche ...

2007/2009

Nachdem ich jetzt über mich geschrieben habe, möchte ich einen einfachen Wunsch loswerden ...

Also, ich wünsche mir, in der Gesellschaft so akzeptiert und toleriert zu werden, wie ich bin. Gerade jetzt, wo sich alles in meinem Leben ändert, wünsche ich mir Akzeptanz und Unterstützung. Ich bin kein "grünes Wesen von Mars", ich bin kein "Monster". Auch habe ich meinen Verstand nirgends "abgegeben". Ich bin ein völlig normaler Mensch (zudem sagt man mir auch nach, ich sei nett ...  aber das kann ich ja selbst schlecht beurteilen). Auch wenn mich manchmal vorallem meine Stimme, aber auch die Größe von Händen und Füßen als "Nicht-Bio-Frau" verraten, bin ich doch immer noch ein normaler Mensch und möchte als solcher behandelt werden.

Im Großen und Ganzen bin ich (bis auf wenige Fälle wie "guck' mal, 'ne Transe", was mir auch weiterhin passieren wird) bisher beim Shoppen, beim Stadtbummel, in Lokalen oder auch beim Bahnfahren gut als Frau durchgegangen. Aber viele in der Gesellschaft haben ein völlig falsches Bild von Menschen, die sich als Person des anderen Geschlechts kleiden - kleiden müssen - und sich so einfach wohler fühlen. Das hat, so sehe ich das, aber viel mit den Medien (es gibt Ausnahmen) zu tun, die dieses Bild gern verbreiten, indem eben meist nur die "Paradiesvögel" xxx herausgestellt werden so daß diese in der breiten Öffentlichkeit als genereller Typ ("is' einer 'so', sind alle 'so' ...") von Transgendern  angesehen werden.

Genau aus diesem Grund möchte ich mit meiner Website auch dazu beitragen, daß sich das das Bild über Menschen wie mich in der Gesellschaft ändert. Um hier etwas Aufklärung zu leisten, habe ich die Geschichte meines Lebens, meine Gefühle, Ängste und Probleme dazu recht ausführlich beschrieben. Ich hoffe, es ist einigermaßen nachvollziehbar. Auch Zukünftiges werde ich hier beschreiben. Und wer Fragen zu dem Ganzen hat, darf mir gern eine E-Mail senden. 

Weiter denke ich, das den Meisten in der Gesellschaft der Unterschied zwischen Travestie, Transvestismus und Transsexualität nicht klar ist.

Aber solange es Zeitgenossen gibt, die sich als "Transvestiten" bezeichnen obwohl sie nur ihren Fetisch in der "Birne" haben, dabei irgendwelche "aufregende" Kleidung (ich hoffe, es ist klar, was ich meine) tragen, die in die "Rotlichtwelt" gehört, sich so auch auf schlechten Fotos im Internet zeigen und das ganze auch noch "geil" finden, solange wird sich das Bild in der Gesellschaft über Menschen wie mich leider nicht ändern. Schade eigentlich ...

Am Ende wird alles wieder wie früher sein,
aber nichts wird so sein, wie es einmal war.

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Meilensteine

27. November 2011

In der Tabelle fasse ich die "Punkte des Weges" in Kurzform zusammen und habe darin auch Punkte aufgenommen, die bis zum "Ende des Weges" noch auf mich zukommen. 

begonnen
erledigt
    Outing
  Eltern Pfingsten 2006 und 22. März 2009
  übrige Familie im Laufe des Januar 2006
  Verwandschaft 08. Mai 2009: Onkel und Tante, Cousin (Seite von meiner Mutter)
Das Outing bei der weiteren Verwandschaft (im wesentlichen von Seiten  meines Vaters) erfolgt, wenn es notwendig ist.
  Nachbarn In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr war ich bei meinen direkten Nachbarn.
  Beruf

22. Januar 2010: mein erster Arbeitstag als Frau. Im Kapitel "Berufliches Outing" habe ich beschrieben, wie dies bei mir abgelaufen ist.

       
  Epilation und Haare
  Gesicht

Haarentfernung im Gesicht und am Hals mit IPL (seit Sommer 2008) in einem Institut bei Wolfsburg. 14 Tage nach der 11. Behandlung (war Anfang Juni 2009) habe ich die IPL-Behandlung abgebrochen, da sich weiterhin sehr wenig bis nichts tut. Außer viel Spesen nichts gewesen ... 

26. August 2009: war zum Vorgespräch bei einem Laser-Institut in Braunschweig. Hier wurde meine Vermutung bestätigt, das viele Haare im Gesicht sehr hell sind, es aber auch etliche dunkle gibt, die man mit Laser wegbekommen kann. Versprechen will man mir hier nichts - das finde ich schon mal gut. Trotzdem, eine Laser-Behandlung probiere ich mindestens aus. Am 17.09.2009 ist es soweit. Im Gegensatz zum IPL-Institut, wo ich als erstes mal gleich 6 Behandlungen fest buchen (und bezahlen) mußte, wird hier vor jeder Laserbehandlung entschieden, ob eine weitere Behandlung überhaupt noch sinnvoll ist.

Am Ende werde ich um eine Nadel-Epi nicht herumkommen, wie mir die  sehr nette und kompetente Inhaberin im Bertungsgespräch gesagt hat. Sehr viele meiner Haare sind zu hell, um die Lichtenergie des Lasers im Haarfollikel in Wärme umzuwandeln um ihn zu zerstören. 

Am 17. September 2009 war die erste Behandlung.
Gegenüber IPL ist die Behandlung wirklich schmerzhaft und man sieht drei, vier Tage etwas "mitgenommen" in Gesicht aus. Daher war es gut, das ich die Behandlung auf einen Donnerstag nachmittag gelegt und mir den Freitag freigenommen hatte.

30. Oktober 2009: zweite Laser-Behandlung
Diese Behandlung hab ich wesentlich besser vertragen, als die Erste. Freitag nachmittag sah ich "gescheckt" aus, das war bis Samstag Mittag fast weg. Richtig "gepiekt" hat es diesmal auch wieder, besonders im Bereich der Ober- und Unterlippe.

Inzwischen habe ich die fünfte Laser-Sitzung hinter mir. Ob sich bei meinen hellen Haaren noch eine weitere Sitzung lohnt, entscheide ich in Absprache mit der Behandlerin vor der nächsten Sitzung.

In der sechsten Sitzung hat mir die Behandlerin die Haare im Gesicht nochmals mit der Lupe untersucht und nur den Bereich der Ober- und Unterlippe gelasert. Für den Rest hat eine weitere Behandlung keinen Zweck mehr. Sie hat mir nahegelegt, jetzt mit der Nadelepilation weiter zu machen. Somit hat die Laserbehandlung bei mir nur ca. 30% der Haare geschafft. Aber immerhin, Haare die nicht mehr mehr genadelt werden müssen.

Wäre die Behandlerin im IPL-Institut damals auch so ehrlich gewesen, hätte ich viel Geld gespart. Ich will damit nicht sagen das IPL nicht funktioniert. Nur bei meinen hellen Haaren war das die falsche Methode.

 

Am 29. Dezember 2010 war ich bei meiner ersten Nadelepilationbei einer wirklich netten Elektrologistin in Braunschweig. Inzwischen habe ich mehr als 35 Stunden hinter mir und die Bereiche Ober- und Unterlippe, Kinn und Wangen sind jetzt zu über 80% haarfrei.

Sie geht bei der Epilation äußerst umsichtig vor, d.h. sie läst auch, wenn mal ein "ganzes Büschel" Härchen an einer Stelle sprist, zur Schonung der Haut und zum Schutz vor Narbenbildung, ein paar Haare stehen, die dann beim nächtsten Mal "erledigt" werden. So kann sich zwischen den Sitzungen die Haut immer wieder regenerien.

25. November 2011: In der Zwischenzeit habe ich mehr als 75 Stunden Nadelepilation hinter mir. Der Bart im Gesicht und am Hals sind seit einiger Zeit schon soweit "weg", das ich mich nicht mehr rasieren muß.
Zur Epilation gehe ich nur noch alle zwei Wochen, um die nachgewachsenen "Borsten" entfernen zu lassen.
 

  Haare

30. März 2010: Ich war in der Haarpraxis Krüger in Braunschweig und habe mich beraten lassen, was ich tun kann, um ohne Perücke auszukommen. Meine natürlichen Haare sind an gewissen Stellen ziemlich spärlich geworden ... Um eine weibliche Frisur zu bekommen muß ich also etwas tricksen.

Ergebnis der sehr netten und überaus kompetenten Beratung: Es wird ein Haarteil in meiner natürlichen Haarfarbe angefertigt, welches fest mit meinen echten Haaren verknüpft wird. In sechs bis acht Wochen wird es fertig sein. Dann ist die Zeit mit Perücke endlich vorbei.

21. Mai 2010: Ich frage nach - ich bin ja Neugierig - wann denn meine neuen Haare  endlich kommen. Leider muß ich mich noch bis Mitte Juni gedulden. Schade, aber da kann man nix machen.

27. Mai 2010: gestern erhalte ich einen Anruf, das meine Haare da sind ... :-)
Ich sage einen dienstlichen Termin ab und mache um 14 Uhr im Büro Feierabend um mir meine Haare "machen" zu lassen. Das Haarteil ist gut geworden (gut 30 cm Haarlänge).

Ich habe endlich eine feste Frisur, ohne das mir z. B. beim Ausziehen von Pullovern die Haare vom Kopf mit "verschwinden" ...

Obwohl die Sache nicht ganz billig ist, es hat sich wirklich gelohnt.

       
  Klärung mit Krankenversicherung
  Gespräch mit Versicherungsvertreter 10. und 17. Juni 2009: Outing und Klärung der Vorgehensweise zur Kostenübernahme.

 

Kostenüberahme-verfahren

26. Oktober 2009:  Behandlungsbescheinigung mit Diagnose an Krankenversicherung geschickt. Mal sehen, wann die Antwort kommt und was für Unterlagen gefordert werden etc.

14. Februar 2010: eine Ausfertigung dess "Bericht zur Vorlage beim Gutachter" meiner Psychologin an die Krankenversicherung geschickt.

23. Februar 2010: Meine Krankenversicherung möchte nun noch einen "fachärztlichen Befundbericht" (... vom Augenarzt sicher nicht smile 5). Ich frage also nach, was für einen Facharzt ich aufsuchen und welche Fragen der Bericht des Arztes klären soll. Das übliche Spiel also ...

Meine Suche nach einem passenden Facharzt in der Braunschweiger Region bleibt erfolglos und ich dehne die Recherchen auf Hannover aus.

09. Mai 2010:  ich sende eine kurze Schilderung per E-Mail an eine psychologische Fachpraxis in Hannover.

20. Mai 2010: ich bekomme Antwort auf meine Mail und man bietet mir einen Termin für Mitte August (!!!) an, den ich auch annehme.

16. August 2010: Ich habe mir einen Tag Urlaub genommen, um in aller Ruhe die Praxis in Hannover aufsuchen zu können. Ich bin pünktlich da ... Aber jetzt: Nach einer Wartezeit von mehr als zweieinhalb Stunden (!!!) - und das mit Termin, den ich vor einem viertel Jahr bekommen habe -  bin ich endlich dran.

Nach einer kurzen Begrüßung erläutere ich dem Doktor, das er für mich für meine Krankenversicherung "nur" einen "fachärztlichen Befundbericht" erstellen soll. Den Bericht meiner Psychologin, den Lebenslauf, den ich auch an das Amtsgericht gesandt hatte, kannte er schon. Diese Papiere hatte ich Ende Mai - nachdem ich den Termin hatte - per Post in die Praxis geschickt.

Und jetzt ging es richtig los:  Der Herr Dokot fing an Allem rumzumäkeln, was ich bisher für mich unternommen hatte. Der Bericht meiner Psychologin sei angeblich nicht "tiefenpsychologisch" fundiert. Das ich schon seit Dezember 2009 Hormone nehme, paßte ihm noch weniger. Hier meinte er, das die ja frühestens nach der Vornamensänderung statthaft seien. "Ja, es gäbe ja schließlich Regeln, an die er sich zu halten hätte, nur tun das leider (aus seiner Sicht) nicht Alle". Mit "Alle" meinte er wohl meine Psychologin und meinen Endokrinologen. Das ich den "Bericht zur Vorlagen beim Gutachter" von meiner Psychologin bereits nach 7 Monaten bekommen hatte war seiner Meinung nach auch falsch. Transsexuelle sollen (seiner Meinung nach) mindestens ein Jahr in Therapie sein und dabei keine bereits körperlich verändernden Maßnahmen ergreifen, damit das Leben in der neuen Rolle ausprobiert werden könne ...
Da war dann meine Auskunft, das ich Ende Juli schon zum Vorgespräch der geschlechtsangleichenden Operation bei Frau Dr. Krege in Krefeld war für ihn dann der Höhepunkt.

Um in meinem Fall weiter zu kommen, müsse er "alles" in 4, 6 oder sogar 8 Sitzungen im Abstand von 6 - 8 Wochen gründlich "tiefenpsychologisch" hinterfragen. Es würde also weit über ein Jahr dauern, bis ich seinen Bericht hätte ...

Er "verpaßt" mir einen Termin für die erste Sitzung Ende September (in 6 Wochen), der allerdings wieder vormittags liegt. Ich frage, ob es auch an einem Nachmittag möglich ist, damit ich nicht wieder einen Urlaubtstag opfern muß. Dies lehnt er kategorisch ab. Solche Termine vergibt er nur vormittags. Rücksicht auf meine Arbeitszeiten könne er da nicht nehmen ... "So, das war's für heute, komme Sie gut wieder nach Braunschweig".

Diese Gespräch hat gerade mal 25 Min. gedauert  und ich war "platt". Dafür hab ich also ein viertel Jahr Wartezeit "verschenkt" und  habe einen Urlaubstag "verbraten", erreicht hatte ich aber nichts, rein gar nichts.

Statt mir also zu helfen war er gleich 100% gegen mich. Da kommt von meiner Seite kein Vertrauensverhältnis auf.

Den Termin Ende September werde ich (aber erst kurz vorher) absagen. Stattdessen suche ich mir in der Region einen anderen Psychologen. Ich kenne da noch eine Praxis. Auf weitere Wartezeiten kommt es mir nun auch nicht mehr an.

19. August 2010: Ich rufe in der anderen Praxis an und schildere kurz mein Anliegen. Problemlos erhalte ich einen Termin für Mitte September.

17.09.2010: Wie dem anderen Dok erkäutere ich mein Anliegen weshalb ich zu ihm gekommen bin. Er hat die Sache schnell verstanden und meint, da legen wir mal gleich mit der "Biografischen Anamnese" los ... So kam ein gutes Gespräch mit vielen Fragen zustande und die nächste knappe Stunde verlief wie im Fluge. Ich fühlte mich vom Doktor sofort verstanden. In ein bis zwei weiteren Terminen wird er mit mir noch weitere Gespräche führen, so das ich bis Weihnachten den Bericht haben werde. Na, es geht doch ...

Zwei weitere Termine hatte ich noch Mitte November und Mitte Dezember. Im Januar 2011 hatte er mir dann den Bericht geschickt, den ich umgehend an meine Krankenversicherung weitergeleitet habe.

  Kostenübernahme Mitte Februar 2011 hat mir die Krankenversicherung die Übernahme und Beteiligung an den Kosten für die laufende endokrinologische Behandlung, die Epilation und für bevorstehende GaOP zugesagt smile 1.
       
  Psychologische Begleitung
  Termin anfragen 02. April 2009, Termin voraussichtlich Mitte Juni
  mehrfach nach "Stand der Dinge" fragen

18. Juni 2009:Terminzusage für 13. Juli 2009 (... 15 Wochen Wartezeit

  Beratungsgespräche

13. Juli 2009: erster Termin. Sehr lockere, angenehme Atmosphäre
13. August 2009: zweiter Termin
09. September 2009: dritter Termin
21. Okober 2009: vierter Termin - Diagnose "F64.0 - Transsexualität" erhalten. Nun kann ich mir einen Endokrinologen suchen und mir weibliche Hormone verschreiben lassen.
Der fünfte Termin wird Ende November sein.
25. November 2009: fünfter Termin
21. Dezember 2009: sechster Termin
28. Januar 2010: siebter Termin
10. Februar 2010: achter Termin - "Bericht zur Vorlage beim Gutachter" erhalten.

Sollte ich noch weiterhin Gesprächbedarf haben, erhalte ich jederzeit kurzfristig einen Termin.

       
  Alltagstest
  privat bin ich nur noch Frau

seit 23. März 2009: privat lebe ich seit dem zweiten Outing (s. o.) nur noch als Frau. Trotzdem, die morgendliche "Verkleidung" als Mann und das spielen der männlichen "Figur" tagsüber kostet Kraft. Ich weiß aber, dass das "irgendwann" ein Ende haben wird.

Dieses Jahr (... 2009) bin ich komplett als Frau im Urlaub gewesen. End hatte ich mal drei Wochen Zeit, in der ich nur "Ich" sein konnte.

  Outing im Beruf

siehe oben unter Outing

  komplett als Frau leben

22. Januar 2010: seit heute gehe ich auch als Frau zur Arbeit. Endlich ... Ja, endlich muß ich niemandem mehr eine Rolle vorspielen.

  Alltagstest abgeschlossen März 2010:  Ich betrachte den Alltagstest von meiner Seite als abgeschlossen. Ich kann mich nicht errinnern, mich so wohl gefühlt zu haben, wie in den letzten Wochen seit dem 22. Januar.
       
  Hormontherapie
  Voruntersuchungen

23. November 2009: Voruntersuchung in einer Fachpraxis für Endokrinologie in Hildesheim
Ausführliches Gespräch mit dem Arzt, am Ende werden mir mehrere Blutproben abgenommen.

  Beginn der Hormontherapie

15. Dezember 2009: Besprechung der Blutwerte, dann wurde noch eine urologische Untersuchung gemacht. Am Ende habe ich "das" Rezept bekommen.

  Laufende Hormontherapie

Mitte April 2010 waren die Hormonwerte schon so weit angepasst, das alle Werte im weiblichen Bereich liegen. Jetzt geht es im wesentlichen darum, ein "Feintuning" der Werte vorzunehmen, so das sich ein stabiles System einstellt.

Mitte August 2010: ich fühle mich richtig gut.
Seit ein paar Woche merke ich, das sich an der Brust Substanz bildet.

       
  Vornamensänderung
  Antrag an das Gericht 

26. Februar 2010: Antrag zur Vornamensänderung an das Amtsgericht Göttigen gesandt.

02. März 2010: Eingang des Antrags wird bestätigt.
Ich soll  einen Lebenslauf nachreichen und einen Kostenvorschuß in Höhe von 1300,00 EUR überweisen.

14. März 2010: ich sende Lebenslauf und Zahlungsquittung an das Gericht.

31. März 2010: Das Gericht bestätigt die Eröffnung des Verfahrens und teilt mir in Form eines Beschlusses die vorgesehenen Gutachter mit. Nach einer 14-tägigen Frist ergeht ein neuer Beschluß, in dem die Gutachter dann endgültig beauftragt werden.

23. April 2010: Das Gericht teilt mir mit, das die Gutachter "bestellt" worden sind.

  Gutachter

11. Mai 2010: Von einem der Gutachter bekomme ich einen Brief, das ich am 2. Juni in seiner Praxis in der Nähe von Göttingen erscheinen soll. Ich bestätige dies kurz telefonisch. Da sich mehrfach nur der Anrufbeantworter meldet, quatsche ich also 'drauf.

02. Juni 2010: Gespräch um 15:30 beim Gutachter. Er teilt mir mit, das er das ganze in zwei Teilen macht, ich also nocmal kommen muß. Heute will er mich kennenlernen. Er befragt mich zu meinem Leben von Anfang an, an machen Stellen "bohrt" er auch nach, einige Male sogar ziemlich doll. Irgendwie muß er ja in kurzer Zeit zu einem Bild über mich kommen ... Das Gespräch dauert knapp zweienhalb Stunden.

16. Juni 2010: Telefonisch teilt mir Herr Dr.  mit, das ich am 25. Juni um 10:00 Uhr zum zweiten Gespräch in seine Praxis kommen soll.

Vom anderen gerichtlich bestellten Gutachter habe ich bis jetzt - nach mahr als acht Wochen - noch gar nichts gehört, obwohl ich in den letzten zwei Wochen in seinem Büro mehrmals angerufen habe ... smile 5

25. Juni 2010: Beim zweiten Gespräch klärt Herr Dr. noch eine paar kleine offene Punkte und führt dann eine körperliche Untersuchung durch.

Er verspricht mir, das Gutachten rasch fertig zu machen und bis Anfang August an das Gericht zu senden. Insgesamt bin ich heute eine Stunde in der Praxis gewesen. 

17. August 2010: vom zweiten gerichtlich bestellten Gutachter habe ich immer noch keine Nachricht. Ich rufe erneut an und erreiche eine andere Frau, die mir verspricht, den Herrn Prof. zu "erinnern".

29. August 2010: mir langt es jetzt und ich schicke eine Schilderung der Erlebnisse mit dem zweiten Gutachter ans Gericht und bitte, von dieser Seite der Sache etwas Schwung zu geben.

Ende September frage ich erneut im Büro des Gutachters nach. Die Sekretärin sagte, das auch das Gericht schon gemahnt hätte. Einen Termin nennen konnte sie mir aber nicht. Dies teile ich nun telefonisch dem Gericht mit und man verspricht mir, abermals Druck zu machen.

09. Oktober 2010: Die Mahnungen des Gerichts scheinen endlich Wirkung zu zeigen: ich hatte die "Vorladung" für den kommenden Donnerstag in der Post.  Mal sehen, was mich da erwartet ?

14. Oktöber 2010: Heute ist endlich das Gespräch beim zweiten Gutachter in der Medizinischen Hochschule (MHH) in Hannover. Das Gespräch dauert gut dreieinhalb Stunden. Am Ende frage ich, was denn als Ergebnis im Gutachten stehen wird: er eine positive Begutachtung abgeben.

Von meinem Endokrinologen benötigt er jetzt noch eine Bestätigung der Hormon-Medikation und einen kurzen allgemeinen Bericht über mich. Als ich wieder zu Hause bin, setze ich gleich ein entsprechendes Schreiben mit der Bitte auf und faxe es an meinen Endokrinologen.
 

  Gerichtliches Verfahren

Ende Oktober erhalte ich die Einladung ("Vorladung"), zur gesetztlich vorgeschriebenen persönlichen Anhörung zum Gericht nach Göttingen zu kommen. Als Termin ist der 12. November 2010 um 10:00 Uhr vorgesehen.

Bei meinem Arbeitgeber reiche ich umgehend einen Urlaubstag ein, um für den Besuch im Gericht für mich Ruhe zu haben.

Das Gespräch beim Richter, bei der auch die Urkundenbeamtin als Protokollführerin anwesend ist, ist ein ganz lockeres Gespräch über Dies und Das. Der Richter interessiert sich, was für Technik ich bei meinem Arbeitgeber betreue. Über das Thema "Transsexualität" reden wir fast nicht. Nach ca. 20 Minuten lockerer Plauderei fragt mich dann die Urkundenbeamtin, ob ich denn meinem Antrag zur Vornamensänderung nach §1 TSG aufrecht erhalte, was ich selbstverständlich bejahe ...

Darauf verkündet der Richter, das die Sache damit erledigt ist und ich den schriftlichen Beschluß in nächster Zeit per Post zugesandt bekomme. 

Am 20. November kommt per Post der noch nicht rechtskräftige, Beschluß, da der "Vertreter des öffentlichen Interesses" (hier die Stadt Braunschweig) ein zweiwöchiges Widerspruchsrecht hat.

18. Dezember 2010: Ich erhalte per Post den rechtkräftigen Beschluß. 

Gleich in der ersten Woche des Januar 2011 erhalte ich dann noch einen Brief vom Gericht: die endgültige Kostenrechnung.

Insgesamt sind 2.208,50 EUR Kosten entstanden. Ich "darf" also unter Berücksichtigung des Vorschusses von 1.300,00 EUR, den ich im März 2010 schon überwiesen hatte, jetzt noch 908,50 EUR nachzahlen ...

  Personalausweis und Reisepaß

Mit dem rechtskräftigen Beschluß bin ich zwischen  Weihnachten und Silvester 2010 zum Einwohnermeldeamt in Braunschweig gegangen  und wollte meine neuen Ausweise bestellen. "Nur anhand des Gerichtsbeschlusses könne man keine Ausweise ausstellen!" verkündete man mir. Ich müsse eine Geburtsurkunde vorlegen.

Also gehe ich vom Einwohnermeldeamt zum Standesamt im Rathaus und bekomme dort meine auf "Claudia" (aber Geschlecht männlich ...) lautende Geburtsurkunde. 

Mit diesem "falschen" Papier gehts also wieder zurück zum Einwohnermeldeamt, wo ich nun meinen neuen Personalausweis und auch einen neuen Reisepaß beantragen kann.

Warum man mir anhand des Gerichtsbeschlusses keine Ausweise ausstellen "konnte", wollte oder konnte man mir nicht sagen. "Für Ausweise ist immer die Geburtsurkunde die Grundlage!" wurde mir nur lapidar gesagt. Dass das Standesamt aber die Geburtsurkunde (mit den Eintrag: Geschlecht männlich !!!) genau aufgrund des gleichen Beschlusses ausgestellt hat  mag verstehen wer will. Diese Urkunde - sie hat mich 10,00 € gekostet - kann ich zu nichts weiter gebrauchen. ...Bürgerfreundlich (wie sich das Einwohnermeldeamt selbst bezeichnet) ist das nicht. 

Ende Januar 2011 konnte ich meinen neuen Ausweis und den Paß schon abholen.

Noch ein Hinweis zum Reisepaß:
Den Reisepaß hatte ich unter Hinweis auf §4 Abs.1 des Paßgesetzes mit weiblichem Geschlechtsmerkmal beantragt:

"Die Angabe des Geschlechts richtet sich nach der Eintragung im Melderegister. Abweichend von Satz 3 ist einem Passbewerber, dessen Vornamen auf Grund gerichtlicher Entscheidung gemäß § 1 des Transsexuellengesetzes geändert wurden, auf Antrag ein Pass mit der Angabe des anderen, von dem Geburtseintrag abweichenden Geschlechts auszustellen.

  Personenstandsänderung

Am 11. Januar 2011 hat das Bundeverfassungsgericht eine weitreichende Entscheidung getroffen (Az: 1 BvR 3295/07 ), nach der die beiden Punkte 3. (Fortpflanzungsunfähigkeit) und 4. (operative Anpassung an das andere Geschlecht) des §8 Abs. 1 (TSG) nicht anwendbar sind, da sie gegen das Grundgesetz verstoßen.

Das bedeutet, dass als Voraussetztung für eine Personenstandsänderung jetzt nur noch die gleichen Voraussetzungen gelten wir zur Vornamensänderung. 

Vor diesem Hintergrund habe ich am  30. Januar 2011 beim Amtsgericht in Göttingen die Personenstandsänderung beantragt. 

Etwa zwei Wochen später bekomme ich eine Antwort vom Gericht, das man dort die Sache unter den gleichen Voraussetzungen  sieht. Allerdings bittet man mich, noch eine Stellungnahme meiner Psychologin einzureichen, aus der hervorgeht, das der "Transsexuelle Wunsch" stabil und irreversibel ist. Nachdem ich dieses Papier eingereicht hatte, bekomme ich wieder eine "Vorladung" für ein persönliches Gespräch  am 2. März 2011.

Genau wie beim Gespräch zur Vornamensänderung ist dies ein völlig lockeres Gespräch mit dem Richter und der Urkundenbeamtin. Zum Schluß die obligatorische  Frage, ob ich den Antrag aufrechterhalte... Nach etwa 25 Minuten war ich wieder aus dem Gericht. Einen Urlaubstag hatte ich für dieses Gespräch nicht genommen. Ich hatte nur angekündigt, etwas später zur Arbeit zu kommen. So war ich für ein gut 20 minütiges Gespräch über 200 km auf der Autobahn unterwegs.

Mitte März habe ich den (noch nicht rechtskräftigen) Beschluß erhalten "Es wird festgestellt, dass die Antragstellerin als dem weiblichen Geschlecht zugehörig anzusehen ist."

Den rechtkräftigen Beschluß habe ich am 14. April 2011 erhalten. Jetzt muß ich nur noch mal wieder zum Standesamt um mir nun meine richtige Geburtsurkunde ausstellen zu lassen. 

Mit dem rechtskräftigen Beschluß kam vom Gericht auch die Kostenrechnung über 56,00 EUR für die Personenstandsänderung. 

       
tick   Logopädie
    Termin  zum Vorgespräch  WIRD ERGÄNZT
  geschlechtsangleichende Operation (gaOP)
  Termin zum Vorgespräch

14. Juni 2010: ich frage im Büro von Frau Prof. Dr. Krege im Alexianer-Krankenhaus Maria-Hilf in Krefeld nach einem Termin Ende Juli diesen Jahres ... und erhalte prompt einen Termin.

Je nach Ausgang des Gesprächs werde ich mich noch bei zwei weiteren Chirurgen vorstellen. Aber ich lasse dieses Gespräch erstmal auf mich zukommen.

22. Juli 2010: Gespräch bei Frau Dr. Krege
Punktlich wurde ich von Frau Dr. Krege in ihr Büro gebeten. Es kam Frau Dr. Bohr dazu, die auch an der OP mitwirken wird. 

Frau Dr. Krege erläuterte, wie die OP abläuft und ging auch von sich aus auf Risiken ein. Auch meine Fragen wurden kompetent beantwortet. Stattfinden würde die OP irgendwann Ende 2011, was auch mit meinen eigenen Planungen übereinstimmt. Sobald die gerichtlichen Gutachten und der Beschluß zur Vornamensänderung vorliegen, soll ich diese schicken. 

Insgesamt habe ich hier ein sehr gutes Gefühl, wo ich sofort von mir aus sagen kann, dass ich hier in guten Händen bin. Ich denke nicht, das ich mich noch bei weiteren Chirurgen vorstellen werde.
 

  Termin zur OP

Februar 2011: Nachdem ich Mitte Februar von meiner Krankenversicherung die Zusage der Kostenübernahme zur gaOP erhalten hatte, hatte ich diese und auch die Gutachten als Kopie an Frau Dr. Krege weitergeleitet. Als OP-Termin wurde mir daraufhin, wie beim Vorstellungsgespräch im Juli 2010 angekündigt, "November 2011" genannt. Den genauen Termin erfahre ich ca. sechs Wochen vorher.

6. Oktober 2011: Ich erhalte per Post die Mitteilung, das die OP am 7. November 2011 geplant ist und ich bereits am Sonntag, 6. Oktober 2011 bis 10 Uhr erscheinen soll.
 

   gaOP

6. November 2011: Ich werde auf Station M4 aufgenommen. Im Laufe des Tages folgen medizinische Untersuchungen (u. a. Blutabnahme, Sonografie) und dann eine "Darmeinigung". Die OP ist für morgen früh 8 Uhr geplant.

7. November 2011: nach dem wecken durch die Nachtschwester kann ich nochmal duschen und bekomme dann die vor einer OP obligatorischen "Beruhigungspillen". Kurz vor 7:30 werde ich abgeholt und im Bett in den OP gefahren. Im Vorbereitungsraum werden einige Elektroden an meinen Oberkörper geklebt und auf der linken Hand ein Zugang angebracht. (7:40 zeigt die Uhr im Raum). Dann bekomme ich durch den Zugang ein "Medikament" gespritzt ...

Als ich wieder halbbwegs wach werde, liege ich im Aufwachraum und kann auf der Uhr "so im Nebel verschwommen" 14:35  Uhr erkennen. Gegen 15:15 wurde ich dann wieder auf mein Zimmer gefahren.

Die OP ist erfolgreich und komplikationslos verlaufen und hat nach Auskunft von Frau Prof. Dr. Krege etwa 4 Stunden gedauert.

10. November: Heute vormittag wurde der Schmerzkatheter (Periduralanästhesie (PDA)) mit angeschlossener Schmerzmittelpumpe aus dem Rücken entfernt. 

11. November 2011: Heute war bereits der zweite Verbandswechsel, den die Oberärztin Frau Dr. Mirza-Tabatabaei durchgeführt hat. Sie ist mit dem bisherigen Verlauf der Heilung sehr zufrieden.

15. November 2011: Nach der Untersuchung durch Frau Prof. Dr. Krege in der "Urologischen Ambulanz" wird mir kein Verband mehr angelegt smile 1.
Da der Platzhalter nicht da bleibt, wo er bleiben sollte, werde ich im bougieren unterwiesen, was ich jetzt dreimal täglich machen muß. (War das ein Gefühl, ohne Verband wieder zurück auf die Station zu gehen ...)

16. November 2011: Heute wurde der Urinbeutel vom Bauchdeckenkatheter abgestöpselt, so das ich wieder auf normalem Weg Wasserlassen kann. Ich soll aber über den Bauchdeckenkatheter die Restmenge an Urin in einen Meßbecher laufen lassen und die Menge notieren. Damit soll festgestellt werden, dass das Wasserlassen auch richtig klappt.

17. November 2011: Bei der Visite teilt mir Frau Prof. Dr. Krege mit, das die (geringen) Restmengen völlig im Rahmen sind und damit heute der Bauchdeckenkather entfernt wird, was dann heißt das ich morgen entlassen werden kann. 

18. November 2011: ich sollte nochmal in die "Urologische Ambulanz" kommen, wo Frau Prof. Dr. Krege eine abschließende Untersuchung durchgeführt hat und mir Tipps und Hinweise zur weiteren Pflege mit auf den Weg gegeben hat.

Am späten Vormittag werde ich von meinem Vater abgeholt.


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Endlich Ich ?

überarbeitet: 20. Februar 2012

Da nun das Ende meines Weges vom Mann zur Frau erreicht ist, will ich mal meine Geschichte aus aktueller Sicht zusammenfassen und am Ende die Frage beantworten: Endlich Ich ?

 

Seit 1981 - ich war da 16 - merkte ich das etwas mit nicht stimmte, da ich es schön fand Frauenkleidung anzuziehen. Im Schlafzimmer meiner Eltern hatte ich immer wenn "die Luft rein" war gern die Röcke und Blusen meiner Mutter "anprobiert". Das fand ich irgendwie "schön".  Deuten und zuordnen konnte ich das Phänomen aber nicht. Ich habe es vielmehr viele Jahre vor mir hergeschoben und nachts heimlich mal Blusen und Röcken angezogen die ich versteckt hatte.  Erst  am 26. Juli 2005, also vor gut sechseinhalb Jahren, war ich das erste mal als Frau in der Öffentlichkeit. Dieser Tag in Frankfurt am Main war "das" Schlüsselerlebnis überhaupt. Ich habe die Erlebnisse dieses Tages immer noch deutlich vor Augen. Was ich nicht wußte, war,  welche "Auswirkungen" dieses Erlebnis auf mich haben wird. Ich wußte seinerzeit nur, dass das der bisher schönste Tag in meinem bisherigen Leben war (s. Wer bin ich ? ).

 

Im Laufe der Zeit war, nein mußte,  ich dann in immer kürzeren Abständen wieder als Frau in die Öffentlichkeit, wobei ich immer darauf geachtet hatte, das mein Aussehen dezent und gepflegt ist um als "normale" Frau in der Menge nicht aufzufallen. Innerlich war ich immer noch der "Überzeugung", dass es ausreicht mein inneres weibliches Wesen nur ab und zu mal zu zeigen und als Frau gekleidet unterwegs zu sein. Das das bei mir nicht so ist, sollte mir erst später klar werden.

 

Da ich mein Geheimnis seit Frühjahr 2006 nicht mehr für mich behalten konnte - der innere Druck war einfach zu groß -  hatte ich mich Pfingsten 2006 meinen Eltern soweit geoutet, das ich mich ab und zu gern mal als Frau kleide und so auch in die Öffentlichkeit gehe. Meine Mutter hatte dabei zwar ziemlich heftig reagiert, aber ich war den Druck los, alles heimlich tun zu müssen. Nun konnte ich in meiner Wohnung "Claudias Sachen" offen hängen und liegen lassen und brauchte nichts mehr zu verstecken.

 

Seit Ende 2006 bekam ich immer wieder mal heftige Magenschmerzen, die mein Hausarzt (dem ich natürlich nichts von meinem inneren Wesen erzählt hatte) auf beruflichen Streß zurückgeführt hatte. Aber "soviel" Streß hatte ich in der Firma eigentlich nicht. Das mit den Magenschmerzen zog sich dann bis zum Herbst 2008 hin - immer mal wieder ein, zwei oder drei Monate Magenschmerzen, die nach einer Pause von vieleicht zwei Monaten wieder einsetzten.

 

Gleichzeitig war ich in dieser Zeit (Sommer 2008)  aber auch voll mit mir selbst beschäftigt, denn irgendwie wurde mir nun langsam klar, das ich in der äußeren Form als Mann auf Dauer nicht weiterleben kann (nein, Suizid-Gedanken hatte ich zu keiner Zeit, dazu ist das Leben einfach zu wertvoll). Jetzt stellte sich mir das Problem, das Herz und Verstand unterschiedlicher Meinung waren und ich das innerlich erst einmal "auseinander dividieren" mußte. Letztlich hat das Herz gewonnen.... Bis es aber soweit war, war es aber noch eine relativ harte Zeit.

 

Die Magenschmerzen erreichten im Herbst 2008 dann ihren Höhepunkt. Zu der Zeit hatte ich eine Bekannte besucht, die mir einen Rat - für mich DEN Rat - mit auf den Weg gegeben hat. Ich habe das seinerzeit erst als "Mumpitz" angesehen, aber innerlich hat es doch angefangen zu "wirken". Nach etlichen Wochen, es war der Jahreswechsel 2008/2009 gewesen, war mir klar geworden, was ich denn nun äußerlich sein muß und das ich das innere weibliche Wesen, welches ich im Prinzip schon immer in mir trage, nun auch äußerlich sein muß. Endlich hatte das Herz gewonnen und auch der Verstand hatte nun "kapiert", dass nur das der richtige Weg sein kann, der richtige Weg ist.

 

Nach dieser Erkenntnis waren die Magenschmerzen fast von einem auf den anderen Tag wie weggeblasen - und bis heute habe ich keine Magenschmerzen mehr gehabt. In der Ende Januar 2009 noch anstehenden Magenspiegelung (mein Hausarzt wußte Anfang Dezember nicht mehr weiter und hatte mich zu einem Gastroenterologen überwiesen) zeigte dann auch, das in Magen und Speiseröhre alles OK war.) 

 

Von da an gab es kaum noch einen Abend oder ein Wochenende, wo ich mich nicht als Frau zurecht gemacht hatte. Merkwürdiger Weise fiel es mir jetzt auch nicht allzu schwer, wenn ich mich ausnahmsweise mal nicht als Frau zurecht machen konnte. Und wenn mir der "duselige Kerl" aus dem Spiegel entgegen schaute, wußte ich das Ich das nicht bin.

 

Im März 2009 hatte ich mich dann meinen Eltern ein weiteres Mal geoutet. Aber da brauchte ich nicht mehr viel zu sagen. Sie hatten es schon geahnt, was kommen wird und mir ihre volle Unterstützung zugesichert. Danach hatte ich mich dann bei einer Psychologin angemeldet und bin von da an privat nur noch als Frau aufgetreten. Lediglich zur Arbeit habe ich mich noch "verkleidet", nach Feierabend aber gleich die Kleidung gewechselt und mich "aufgegehübscht". Meinen Urlaub im Sommer 2009 habe ich dann logischer Weise auch als Frau verbracht. Das war ein Erlebnis: drei Wochen war ich den "duseligen Kerl" los ... und endlich konnte ich diese Zeit so sein, wie ich nun mal war. Dieser Urlaub war für mich die letzte Bestätigung, das ich auf dem richtigen Weg bin.

 

Nach dem Urlaub hatte ich ab Herbst 2009 das Outing in der Firma weiter vorbereitet. Vor dem Urlaub hatte ich schon mal bei unserer Gleichstellungsbeauftragten "vorgefühlt", wie sie das Thema "Transsexualität" sieht.  Sie war da voll aufgeschlossen und hat mir Mut für das weitere Outing gemacht.

 

Meine Psychologin hat mir nach drei oder vier Sitzungen im Herbst 2009 dann gesagt, das bei mir wirklich Transsexualität vorliegt und ich nach Ihrer bisherigen Erkenntnis mit meinem Weg richtig liege. Nach der Therapie-Sitzung im November 2009 "durfte" ich mir einem Endokrinologen suchen, um mir weibliche Hormone verschreiben zu lassen. Es war zunächst gar nicht so einfach einen passenden Arzt zu finden, aber in der Nachbarstadt Hildesheim habe ich einen guten Facharzt gefunden. Nach einem ausführlichen Gespräch bei ihm und einer gründlichen Blut- und körperlichen Untersuchung Ende November 2009 hatte ich beim zweiten Besuch am 15. Dezember "das" Rezept für die Hormone (Östrogen und Progesteron) bekommen ...

 

Das Outing in der Firma hatte ich in der Zwischenzeit auch soweit abgeschlossen. Das ging leichter als ich zunächst gedacht hatte. Alle fanden das ziemlich mutig und hatten mir ihre volle Unterstützung zugesichert. Den Zeitpunkt für den ersten Auftritt in der Firma als "Frau K."  hatte ich in Absprache mit meinem Chef und der Geschäftsleitung auf den 22. Januar 2010, einen Freitag, festgelegt (es gab da dienstliche Gründe, genau dieses Datum zu wählen ...). Am Mittwoch vorher hatte ich eine Rundmail (1138 Empfänger) verschickt, in der ich meinen Rollenwechsel angekündigt habe. An dem besagten Freitag bin ich von meinen direkten Kolleginnen und Kollegen als "neue Kollegin" begrüßt worden. Als ich morgens kam, war das Türschild von meinem Büro schon ausgetauscht... smile 1. Als Resonanz auf meine Outing-Mail vom Mittwoch hatte ich weit mehr als 120 Antwort-Mails erhalten, in der mir "für den mutigen Schritt" gratuliert und Respekt zugesprochen wurde.

 

Nach dem ich nun äußerlich 100% Frau sein konnte, war ich den "duseligen Kerl" endlich los. So hatte ich nun die Kraft, um die Schritte zur Vornamensänderung und alles was dazugehört sowie die Klärung der weiteren Vorgehensweise mit  meiner Krankenversicherung einzuleiten. Die Bürokratie kostet ja auch Kraft und Nerven.

 

Im Sommer 2010 war ich zum Vorgespräch der geschlechtsangleichenden Operation (gaOP) bei Frau Prof. Dr. Krege in der Klinik für Urologie im Alexianer-Krankenhaus Maria-Hilf in Krefeld. Ich wurde auf die Warteliste gesetzt, als OP-Zeitraum wurde mir "Ende 2011" genannt.

 

Den rechtskräftigen Beschluß vom Amtsgericht Göttingen zur Vornamensänderung hatte ich dann kurz vor Weihnachten 2010, am 18. Dezember 2010, in den Händen gehalten. Mit diesem Beschluß konnte ich dann meine neuen Ausweise beim Meldeamt beantragen. Das Schreiben, in der mir meine Krankenversicherung die Kostenübernahme zusicherte, kam leider erst Ende Februar 2011. Dieses Papier brauchte ich, um bei Frau Dr. Krege die gaOP weiter voranzubringen. Nachdem ich eine Kopie dieses Briefes der Krankenversicherung an Frau Prof. Krege geschickt hatte, erhielt ich dann, wie imVorgespräch versprochen, schriftlich die Mitteilung, das mir als OP-Monat "November 2011" zugesichert werden kann. Den genauen Termin erhielte ich etwa sechs Wochen vorher.

 

Im Januar 2010 hatte ich parallel zu den anderen Dingen mit der Nadelepilation begonnen, bei der nach jetzt gut  85 Stunden ich auch ein Ende absehen kann. Seit einigen Monaten schon brauche ich mich nicht mehr zu rasieren. Das "harte Stoppelfeld" und die "Schweineborsten" sind "gerodet" und die Gesichtshaut glättet sich allmählich. Lediglich am Hals und an der Oberlippe kommen aber immer noch ein paar hartnäckige Härchen nach, die noch regelmäßig alle zwei bis drei Wochen genadelt werden müssen.

 

Am 5. Okober 2011 kam per Post der Brief aus Krefeld: "Ihre geschlechtsangleichende Operation ist für den 7. November geplant ... " Ich soll bereits am Sonntag, 6. November bis 10 Uhr erscheinen und zwei Wochen vorher die Hormone absetzen.

 

Die Operation ist komplikationslos verlaufen und die Heilung sehr gut vorangeschritten, so dass ich am Freitag, 18. November 2011 entlassen werden konnte. Vielen Dank dem gesamten Team im Krankenhaus Maria-Hilf in Krefeld.

 

Die zweite OP-Sitzung, die ich mit einem Brustaufbau verbunden hatte, war am 16. Februar 2012. Auch hierbei ist alles glatt verlaufen - es sieht gut aus. Die Brust sieht  jetzt ein paar Tage nach der OP schon gut aus. Ich bin gespannt, wie sie in ein paar Monaten aussieht, wenn alles richtig eingewachsen ist.

 

Damit bin ich aktuell am Ende meiner Geschichte und kann sicher sagen

 

Ja - Endlich ich !!!


 

Ich bin der Mensch der ich immer sein wollte, die Frau die ich innerlich schon immer war: Einfach Ich.

 

Seit Januar 2010 - seitdem ich 100% als Frau leben kann - verläuft mein Leben so, wie es mir immer vorgestellt habe. Ich genieße mich und meine Wirklichkeit. So entspannt, glücklich und ruhig war ich vorher in meinem ganzen Leben nicht. Ich habe zwar mehr als drei Jahre - vom ersten "Ausbruch" in die Öffentlichkeit  Ende Juli 2005 bis zur Erkenntnis im Januar 2009 - gebraucht um gänzlich zu mir zu finden. Aber es war genau die richtige Zeit die ich wirklich gebraucht habe. Von der "ganz langen" Zeit von 1981 an will ich hier mal  gar nicht mehr reden, denn eigentlich hat da ja die Geschichte schon begonnen.

 

Die beiden OPs waren jetzt quasi der Schlußpunkt um auch vom Körper her eine Frau zu sein und um mit mir endgültig ins Reine zu kommen. Schaue ich jetzt in den Spiegel, gibt es da keinen "duseligen Kerl" mehr ... Schon nach der ersten OP war ich  körperlich eine Frau - denn nun war das, was da nicht hingehört hat nicht mehr da. Nach der zweiten OP bin ich nun um so mehr Frau.

Meine ganzen Bedenken vor und während des Outings sind nicht eingetreten. Privat als auch beruflich bin ich sofort als "Frau Claudia" akzeptiert worden. Meine berufliche Kompetenz nach dem Outing, die ich 2008 noch in Frage gestellt hatte, wurde nicht im geringsten beeinträchtigt. Ich habe sogar das Gefühl, das sich diese eher etwas gehoben hat.

 

Ich danke Allen, die mir auf meinem Weg geholfen und mich unterstützt haben und es noch immer tun!

 

Nun fehlen nur noch ganz wenige Kleinigkeiten:
So denke ich z. B. darüber nach, meine Stimme durch Logopädie etwas weiblicher klingen zu lassen. Sollte das nicht klappen, ist das halt so. Eine Stimmband-OP schließe ich für mich aufgrund der hohen Risiken aus. Ferner denke ich darüber nach, meinen recht großen Adamsapfel  ("Schildknorpel") verkleinern zu lassen. 

 

Zum Abschluß will, bzw. muß ich noch auf eine Frage eingehen, die mir vor kurzem mal gestellt wurde:

"Hast Du es schon mal bereut, den Wechsel vom Mann zur Frau gemacht zu haben ? Als Mann hast Du ja schließlich weit mehr als 40 Jahre Deines Lebens verbracht und bist auch zurecht gekommen. Hättest Du so nicht als Mann weiterleben können ?"

"Nein, nein und nochmals nein!"
Das hätte ich nicht gekonnt, dann hätte ich früher oder später andere Probleme bekommen. Obwohl ich wußte, das der Weg nicht einfach sein würde - was er ja auch wirklich nicht war - war er der für mich einzige Weg um zu mir zu kommen. Ich habe zwar mehr als 45 Jahre als Mann verbracht und irgendwie zurecht gekommen bin ich auch. Aber nur so irgendwie eben. Ich habe halt solange es ging, mehr oder weniger eine Rolle gespielt, um nach außen so zu sein, wie man es von einem Mann erwartet. Innerlich war ich immer schon "ganz anders" ... Machohaftes Verhalten, "Dreitage-Bärte" etc. waren für mich immer irgendwie abstoßend und ich hatte es für mich immer abgelehnt. 

 

"Ich selbst" konnte ich viele Jahre nur nachts (s. "Wer bin ich") sein. Nein, ich habe keinen Fehler gemacht und den für mich richtigen Weg gefunden. Und so gut wie jetzt ist es mir vorher nie gegangen. Ich würde den Weg wieder gehen, nur erheblich früher oder lieber gleich als Mädchen geboren werden.

 

Trotzdem: verleugnen kann und werde ich meine Vergangenheit nicht. So war ich eben und so haben mich meine  Verwandte und Bekannten, Schulkameraden, Mitstudenten und Kollegen eben gekannt.

 

 

Warnung

An dieser  Stelle möchte ich noch eine Warnung an alle Mann-zu-Frau-Transsexuellen (MzF-TS) geben.

Viele MzF-TS glauben, erst durch die geschlechtsangleichende Operation zur Frau zu werden: Weit gefehlt, meine Damen. Die Operation mag zwar die Krönung sein, eine "bessere Frau" oder "schönere Frau" wird man durch die OP ganz sicher nicht. Frau ist man eben oder man ist es nicht. Man wird jedoch nicht durch die OP zu einer Frau!

Ich weiß, das diese Meinung durchaus kontrovers gesehen wird und zu Diskussionen führen kann: Wer das Thema anders sieht darf mir gern eine E-Mail schreiben.

 

Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß,
der kennt euch nicht,
ihr himmlischen Mächte!
Goethe


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Berufliches Outing

14. Februar 2010

Vor dem berufliche Outing hatte ich ja bekanntlich die größte Angst (siehe  Wie ich mich sehe - Fortsetzung). Jetzt im Nachhinein kann ich sagen, daß ich mir diese Angst nur selbst "gemacht" habe. Wie heißt es so schön: Hinterher ist man immer schlauer als vorher smile 1 ... aber der Reihe nach. 

Ich habe das Glück, das es in unserer Einrichtung eine Gleichstellungsbeauftragte gibt, die unabhängig von der Geschäftsleitung ist. Ihr hatte ich mich bereits am 26. Juni 2009 anvertraut, um mal "vorzufühlen" wie sie meine Situation sieht. Schon bei dem Gespräch, welches fast zwei Stunden gedauert hat (Vielen Dank für die Zeit Frau G.) war ich richtig überrascht wie locker und selbstverständlich sie "das" aufgenommen hat.

Auch über die drei Punkte meiner (damals) offenen Fragen habe ich mit ihr bei den Gespräch geredet:

  • Werde ich mein Aufgabenfeld behalten oder werde ich versetzt ? ("... jeder ist ersetzbar!" oder "Für den Kundenkontakt ist "so einer wie Sie" nicht geeignet".) 
  • Wie erkläre ich den Kunden, Vertretern, Technikern und Kooperationspartnern das sie es in Zukunft nicht mehr mit "Herrn K" sondern mit "Frau K" zu tun haben ?
  • Werde ich dann noch genauso kompetent angesehen, wie ich es heute bin ? (... Wer "so" ist, dem traut man auch keine fachliche Kompetenz (mehr) zu ... )

Sie hat in keiner der  Fragen Probleme gesehen: "Dann machen Sie das eben als Frau K." Okay ... Ob ich das wirklich so entspannt sehen kann ? Anfänglich hatte ich da noch so ein paar kleine Zweifel.

In meinem Urlaub, den ich 2009 das erste mal vollständig als Frau verbracht habe (ja, es war einfach nur großartig) habe ich viel "gelernt" und habe immer wieder an das Gespäch mit der Gleichstellungsbeauftragten gedacht.

Nach dem Urlaub gab es dann dienstlich viel zu tun, so das ich das Gespräch mit meinem direkten Chef  und Leiter meiner Facheinrichtung immer wieder nach hinten geschoben habe. Am 28. Oktober 2009 hatte ich dann endlich einen Termin für ein Gespräch ihm. Es war ein wirklich lockeres Gespräch, wenn gleich ich hinterher das Gefühl hatte, er brauche jetzt etwas Zeit, "das" selbst zu verarbeiten. In dem Gespräch bittet mich mein Chef, das Outing der Firma nicht zu Überstürzen und es auf die bei uns ruhigere Zeit ab Mitte Januar zu legen. Dann kann ich mit seiner Unterstützung rechnen... Ferner bittet er mich, bald die Geschäftsleitung zu informieren, damit er sich dort frei über mich austauschen kann. Uff, die Hürde ist genommen. 

Bevor ich zur Geschäftsleitung gegangen bin, hatte ich am 2. November 2009 ein weiteres Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten. Ich wollte einfach nochmal mir ihr reden. Parallel hatte ich mir aber schon einen Termin beim Hauptamtlichen Vizepräsidenten besorgt, der bei uns gleichzeitig Personalchef ist. Dieses Gespräch fand dann am 17. November 2009 statt. Er hat sich meine Geschiche angehört, fand es mehr oder weniger völlig normal und hat mir seine Unterstüzung zugesichert. Das das "so" einfach sein kann, damit habe ich nicht mal ansatzweise gerechnet. Zum Abschluß fragte er mich noch, ob er meine Geschichte nun dem Präsidenten mitteilen soll, oder ob ich das doch selbst tun wolle.

"Doch, das mach' ich selbst ..." habe ich spontan gesagt.  Das Gespräch mit dem Präsidenten fand dann gleich zwei Tage später statt. Auch er hat sich meine Geschichte angehört und mir seine volle Unterstützung zugesichert. Ich bräuchte mir keine Gedanken zu machen. "... in einem halben Jahr weiß errinert sich nicht mal einer mehr daran, das Sie mal "anders" ausgesehen haben" sagte dann zum Ende des Gesprächs.  Wann immer ich seine Unterstützung brauche, darf ich vorbei kommen. In der folgenden Woche habe ich dann noch die beiden anderen Vizepräsidenten und Präsidiumsmitglieder in einem kurzen Gespräch informiert. Auch hier habe ich nur Zustimmung und Respekt erfahren. Somit steht das gesamte Präsidium hinter mir, alle haben mein Outing ohne Vorbehalte aufgenommen und mir ihre Unterstützung zugesichert.

Jetzt brauchte ich also "nur" noch meine direkten Kollegen der Abteilung zu informieren. Die gesamte Belegschaft, so hatte ich mit meinem Chef und dem Personalchef vereinbart, informiere ich über meinen Rollenwechsel in einer Rundmail ein bis zwei Tage vor dem Tag "X", den wir gemeinsam auf den 22. Januar 2010 festgelegt hatten.

Bevor ich weitere Kollegen informiert habe, hatte ich mit dem stellvertretenden Chef gesprochen. Er fand "das" mutig und "völlig normal". Das ist allein meine Angelegenheit und er hat keine Probleme damit, mich als Kollegin zu sehen und zu akzeptieren.

An meinen letzten Arbeitstag vor der Weihnachtspause hatte ich am 16. Dezember 2009  noch mit meinem Kollegen gesprochen, mit dem ich das Büro teile. Auch für ihn ist es überhaupt kein Problem, eine Kollegin zu haben.

Über die Weihnachtspause hatte ich den Text für die Rundmail geschrieben. (Aus persönlichen Gründen möchte ich diesen aber nicht hier auf der Webseite veröffentlichen. Wer Interesse hat, sendet mir bitte eine E-Mail.)

Bei meinen direkten Kollegen der Abteilung (etwa 45) hatte ich mich in der ersten und zweiten Arbeitswoche 2010 in den jeweiligen Arbeitsgruppen geoutet, denn ich wollte sie nicht mit einer "schnöden" Rundmail informieren, dafür ist mir das Thema zu heikel. Dieses Vorgehen war sehr gut angekommen. Bis auf vielleicht mal ein Grinsen im Mundwinkel hatte ich auch hier nur positive Resonanz erhalten.

Am 20. Januar hatte ich am frühen Nachmittag die Rundmail an die Belegschaft "losgelassen". Neben mehr als 600 festen Personen, waren auch weitere gut 500 Lehrbeauftragte und Dozenten dabei. Insgesamt ging diese Mail an 1138 Empfänger. Am nächsten Tag hatte ich mir dann aus meinem Mailpostfach weitere Personen wie Firmenvertreter, Techniker etc. herausgesucht mit denen ich im Verlauf der letzten Monate zu tun hatte und eine weitere Sammelmail mit ca. 100 Adressaten zusammengestellt.

Jetzt blieb mir - unabhängig der bisherigen positiven Resonanz beim Outing - nur zu wünschen, daß mich meine Kolleginnen und Kollegen auch wirklich so akzeptieren, wie ich nun mal bin. Egal, in welcher äußeren Erscheinung  ich auftrete ... denn mehr als die Optik ändert sich ja nunmal nicht. Ich bin immer noch der gleiche Mensch, wenn auch in anderer äußerer Erscheinung.

Am 21. Januar habe ich mein Büro dann das letzte Mal als "Herr K." verlassen, am 22. Januar 2010 war mein erster Arbeitstag als Frau. Und? Nichts und !!! Es ist völlig normal weitergegangen. Als ich kam, war sogar schon das Türschild ausgetauscht smile 1 ...  Alle haben mich, von Versprechern mal abgesehen, als Claudia bzw. Frau K. angesprochen. Ich war sofort als Kollegin integriert. Hätte ich doch bloß vorher gewußt, daß es letztlich doch "so" einfach sein wird ...

An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an das Präsidium, an meinen Chef und alle meine Kolleginnen und Kollegen.


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© Claudia K.