Zweites Outing bei meinen Eltern

März 2009

Nachdem ich Ende 2008 endlich mein wahres Ich erkannt hatte (siehe Wie ich mich sehe) stand das zweite Outing bei meinen Eltern an, denn beim ersten Outing Pfingsten 2006 hatte ich mich ja nur soweit geoutet, als das ich nur ab und zu und hin und wieder mal als Frau auftrete.

Da hatte ich also wieder ein Problem: Wie bringe ich meinen Eltern bei, dass sie ihren Sohn bald endgültig verlieren? Wie wird jetzt meine Mutter reagieren ? Wieder so heftig wie 2006 ?

Ganz so hart wie 2006 wird meine Mutter wohl nicht mehr  reagieren, so machte ich mir wenigstens Mut, denn wenn sie mich jetzt als Frau sieht, spricht sie mich schon mit "Claudi" an... Aber man weiß ja nie!  Mein Vater wird es akzeptieren, da war ich mir sicher, auch wenn er etwas Zeit brauchen wird. Das machte mir wieder mal mehr oder weniger richtig Bauchschmerzen. Einen Brief wollte ich diesmal nicht schreiben, das erschien mir diesmal zu unehrlich. Ich wollte es selbst erzählen. So einfach war das dann aber doch nicht, denn Ich habe vier Anläufe gebraucht ...

Am Sonntag, 22. März 2009 hat es endlich geklappt. Beim Nachmittags-Tee habe ich zunächst gefragt, ob sie mal wieder 'ne Stunde Zeit haben. "Ich muß euch was erzählen"."Na, dann schieß mal los". "Also, das was Ihr seit 2006 von mir kennt und wisst, stimmt heute so nicht mehr, ich ..."

Ich hatte den Satz noch nicht beendet, da unterbrach mich mein Vater schon "... mußt' jetzt wirklich Frau werden !?!". "Ja, woher weißt ... ". Mehr hab ich da zunächst nicht dazu sagen können. Damit habe ich nicht gerechnet, mit allem, nur damit nicht. Meine Mutter zog auch gleich meine Hand zu sich und hielt sie fest. "Na, nun ist's raus", sagte mein Vater und "Du bleibst weiter Du und wir bekommen dann doch noch eine Tochter und eine hübsche noch dazu (ursprünglich sollte ich nämlich ein Mädchen werden und Gabi heißen, sagte meine Mutter). Werde glücklich, und lebe so wie Du mußt! Unsere Unterstützung hast Du!" Ich hab fast geheult.

Das daß "so" einfach sein wird,  keine Tränen, sondern Freude, damit habe ich nicht gerechnet. So im nachhinein betrachtet, haben meine Eltern es natürlich vorausgesehen, denn es gab in letzter Zeit kein Wochenende (und manchen Abend dazu) wo ich nicht Frau war.

Dann haben meine Eltern noch gefragt, wie es jetzt weiter geht. Ich hab dann erzählt, was jetzt erst alles auf mich zukommt: von der psychologischen Betreuung über das vollständiges Outing, die Hormonbehandlung, Gutachten zur Vornamensänderung, etc, etc. "Und die Operation ?" "Ja, die kommt erst ganz zum Schluß, da brauche ich mir jetzt erstmal noch keine Gedanken zu machen. Erstmal muß das andere in Angriff genommen werden. Das ist viel wichtiger."

Nach gut einer halben Stunde war erstmal alles passiert. Und ich hatte mir vorher so den Kopf zerbrochen und Nächte vorher nicht richtig geschlafen - und das vor jedem der Anläufe. Ich glaube, ich darf mich freuen, solche Eltern zu haben ...

Am Ende wird alles wieder wie früher sein,
aber nichts wird so sein, wie es einmal war

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© Claudia K.